Müde nehme ich von den lächelnden Sicherheitsbeamten am Christchurcher Flughafen um Mitternacht mein Zelt und meine Wanderschuhe nach der Desinfektion entgegen. Eingeschleppte Sporen könnten im isolierten Neuseeland eine kleine Umweltkatastrophe hervorrufen.
Es ist Mitte März, die Nächte mit fünf Grad sind recht frisch. In einer Ecke der Wartehalle packe ich meinen dicken Schlafsack aus und mache es mir gemütlich. Das Personal wirft mir noch einen beruhigenden Blick zu, doch den hätte ich nicht gebraucht, Neuseeland fühlt sich sofort sicher an.
Wenige Tage später mach ich mich mit meinem frisch erstandenen Van auf ins Abenteuer. Über den Arthurs Pass nach Westen, dann Richtung Süden, Fjordland, Central Otago, Catlins, die Ostküste wieder nach oben und schließlich durch die Marlborough Sounds bis nach Abel Tasman. Neuseeland ist perfekt auf Camper eingestellt.
In jedem kleinen Ort gibt es einen schönen Campingplatz und in fast jedem Nationalpark einen DOC Platz (Department of Conservation), günstige Zeltplätze mit der nötigsten Ausstattung in teilweise atemberaubenden Kulissen.
Die Südinsel ist ein Paradies. Neben den ganzen Highlights, passt nirgendwo der Satz so sehr: „Der Weg ist das Ziel“.
An manchen Tagen schaffe ich es kaum voran zu kommen. Immer wieder halte ich an, für einen kurzen Weg zu einem Wasserfall oder für ein Foto mit goldenen Feldern, tiefblauen Seen und schneebedeckten Bergen im Hintergrund.
Doch die besorgten Südinselbewohner lassen es sich nicht nehmen, mich auf die Gefahren des übervölkerten Nordens hinzuweisen.
Nach einer sehr rauen, dreistündigen Fährfahrt auf die Nordinsel treffe ich mit flauem Magen in der Hauptstadt Wellington ein. Es ist Winter auf meiner Zickzackroute bis nach Auckland und ich kann die Gäste auf den Campingplätzen entgegen aller Warnungen an einer Hand abzählen.
Von Wellington geht mein Weg an die südliche Ostküste, dann bis ganz in den Westen zum Mount Egmont über Tongariro nach Taupo und Rotorua, bis zum nördlichsten Punkt Neuseelands dem Cape Reinga. Der Luxus in dieser Jahreszeit ist, dass ich die raue Natur der vulkanigen Landschaft der Nordinsel völlig für mich alleine habe.
Es ist ein umwerfendes Gefühl. Selten hat mich die abwechslungsreiche und nicht aufhörende Schönheit einer Gegend so sprachlos gemacht, wie in Neuseeland.